Recht auf Reparatur: Bewegung gegen Elektroschrott

Das Recht auf Reparatur (Right to Repair) ist eine weltweite Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Hersteller von Computern, anderen Elektrogeräten und Autos dazu zu zwingen, die Reparatur Ihrer Geräte zu ermöglichen, zu vereinfachen und für private Werkstätten freizugeben. Dabei geht es darum, den Konsum dieser Geräte zu reduzieren und damit auch die gigantische Menge an Elektroschrott, so dass Umwelt und Ressourcen geschont werden. Hier erfahren Sie mehr über die Bewegung und warum einige Unternehmen die Möglichkeiten der Reparatur ihrer Geräte beschränken.

Ziele der Initiative Right to Repair

Die in den USA angestoßene und inzwischen weltweit bekannte Bewegung Recht auf Reparatur ist nicht zu Verwechseln mit dem Recht auf Reparatur, das dem Verkäufer nach dem deutschen Gesetz das Recht einräumt, ein mangelhaftes Produkt innerhalb der Gewährleistungsfrist zunächst einmal zu reparieren statt es gegen ein neues umzutauschen.

Die Bewegung Right to Repair richtet sich gegen das Monopol von Herstellern von Elektrogeräten auf die Reparatur ihrer Produkte. Dabei hat die Bewegung folgende Ziele:

  • Allgemeiner Zugang zu Informationen über Produkte wie Bedienungsanleitungen und Schaubilder sowie Software-Updates.
  • Verfügbarkeit für Drittanbieter (Werkstätten) und Verbrauchern von Ersatzteilen und Werkzeugen für die Reparatur.
  • Erlaubnis für den Nutzer, ein Gerät zu entsperren und zu verändern, so dass er zum Beispiel selbst entscheiden kann, welche Software er installieren will.
  • Gestaltung der Produkte in einer Weise, dass Reparaturen einfach sind.

Wieso ist das Recht auf Reparatur wichtig?

Es ist zwar nicht verboten, Elektrogeräte selbst zu reparieren, aber die Hersteller machen das auch nicht gerade leicht. Manchmal findet man nicht einmal einen Drittanbieter, der das Gerät reparieren kann. Das liegt unter anderem an der Nicht-Verfügbarkeit von Ersatzteilen für Verbraucher und an der Komplexität der Reparaturen.

Nicht einmal autorisierte Werkstätten erhalten vom Hersteller alle Bedienungsanleitungen und Diagramme mit allen Teilen eines Produkts, so dass auch für sie die Möglichkeiten der Reparatur manchmal begrenzt sind. Vor allem bei Smartphones ist dies ein großes Problem, so dass wenige repariert werden und schnell neue gekauft werden:

Warum sind Reparaturen so schwierig?

Es gibt zwei Gründe, warum Reparaturen für den Verbraucher oder Drittanbieter schwierig oder unmöglich sind:

  • Die Reparatur ist kompliziert aufgrund der Komplexität der Teile. Während ein Verbraucher einen Akku auch selbst wechseln kann, ist der Austausch von defekten LEDs in einem LED-Display nicht möglich.
  • Die Reparatur ist kompliziert, weil der Hersteller die externen Möglichkeiten dafür beschränkt, um den Verbraucher zu zwingen, die Reparatur direkt beim Hersteller oder bei einem autorisierten Betrieb in Auftrag zu geben.

Das Recht auf Reparatur will dem Verbraucher die Möglichkeit geben, sein Gerät bei einfachen Problemen selbst zu reparieren oder jede beliebige Werkstatt seiner Wahl damit zu beauftragen, von denen die des Herstellers nur eine Option ist.

Warum beschränken Hersteller die Möglichkeiten der Reparatur?

Unternehmen, die Elektrogeräte entwickeln und verkaufen, wollen letztlich die Kontrolle über sie behalten und ihre Patente und Markenrechte schützen. Der Kunde soll sich für Reparaturen möglichst an den Hersteller wenden müssen, damit dieser auch am Verkauf der Ersatzteile und an den Kosten der Reparatur verdient. Auf der anderen Seite sollen hauseigene Reparaturen auch eine hohe Qualität und eine Orientierung an den Standards des Unternehmens gewährleisten.

Aber die Frage, die sich beim Recht auf Reparatur stellt, ist letztlich: Besitzen Sie ein Produkt wirklich, wenn Sie es kaufen? Oder gehört es nicht immer noch zu einem Teil dem Hersteller, wenn Sie es nur bei ihm reparieren können? Eins der Unternehmen, das das Recht auf Reparatur aktiv bekämpft, ist der US-amerikanische Landmaschinenhersteller John Deere. Die Maschine mag dem Bauern gehören, dieser hat aber keinerlei Kontrolle über die Software, mit der sie funktioniert. Bei einem Software-Problem kann die Maschine also nutzlos werden, wenn der Nutzer kein Update kauft.

Vorteile der Selbst-Reparatur

Kosten

Ein Gerät zu reparieren oder mit neueren Teilen upzugraden, spart Geld. Wenn zum Beispiel das Display Ihres iPhones 11 kaputt ist, müssen Sie im offiziellen Reparaturprogramm von Apple 221 Euro hinblättern - natürlich außerhalb der Garantiezeit.

Bei iFixit finden Sie zum Beispiel den Bildschirm des iPhone 11 plus Werkzeug für 106 Euro sowie eine Anleitung für die Reparatur zu Hause. Natürlich können Sie auch ein gebrauchtes iPhone als Ersatz kaufen, was immer noch billiger und schonender für die Umwelt ist als ein neues.

Umweltschutz

Die Bewegung Right to Repair weist darauf hin, dass pro Jahr weltweit 53 Millionen Tonnen Elektroschrott anfallen - Tendenz steigend. Somit ist der Schutz von Umwelt und Ressourcen das wichtigste Argument für die Reparatur älterer Geräte. Je länger die Lebensdauer der Geräte, desto weniger Hardware-Abfall muss entsorgt werden.

Neben Reparaturen können Sie auch ganz neue Teile in ältere Geräte einbauen, um diese zu modernisieren und optimal zu nutzen. So kann zum Beispiel ein älteres MacBook Pro mit einem neuen Akku, einer neuen SSD und zusätzlichem RAM noch einige Jahre beste Dienste leisten. Neuere Apple-Geräte sind zwar moderner und leistungsstärker, enthalten aber mehr integrierte Teile, die nicht ausgetauscht werden können, so dass die Reparatur noch schwieriger wird. Mit einem Upgrade eines älteren Modells sind Sie flexibler und es ist weitaus günstiger.

Foto: © Unsplash.

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