Seit WhatsApp seine neuen Datenschutzrichtlinien angekündigt hat, sind viele Nutzer zu anderen Messengern abgewandert, vor allem zu Signal. Eine weitere Alternative ist ICQ, der Instant Messenger von AOL, der schon seit den 1990er Jahren existiert und als ICQ New ein Revival erlebt. Hier erfahren Sie, wie ICQ und WhatsApp sich unterscheiden und ob sich der Umstieg lohnt.
ICQ war der erste Kommunikationsdienst über das Internet. Der Name ist ein Homophon für das englische I seek you, zu Deutsch "Ich suche dich". Der Messenger erschien 1996 und hatte im Jahr 2000 schon mal 100 Millionen Nutzer auf der ganzen Welt.
Mit der Kontroverse um die Weitergabe von Daten durch WhatsApp hat ICQ, das seit 2020 ICQ New heißt, das Potenzial, Signal und Telegram Konkurrenz zu machen, vor allem in Asien, wo die Zahl der ICQ-Downloads erheblich gestiegen ist.
Nach einer Statistik von Sensor Tower, einer Beratungsfirma für den Markt mobiler Apps, haben die Downloads von ICQ seit Ende Januar weltweit zugenommen. Allein in Deutschland wurde ICQ fast 500.000 Mal heruntergeladen. In Russland hat ICQ die meisten Anhänger. Seit 2010 gehört die App dem russischen Technologie-Investmentunternehmen Mail.ru Group.
Da aufgrund der neuen Datenschutzrichtlinien immer mehr Nutzer mit WhatsApp unzufrieden sind, hat sich ICQ weltweit zurückgemeldet. Der Dienst bietet nach mehreren Updates nicht nur ein neues modernes Design, sondern auch Sprach- und Videoanrufe für Gruppen, Sprachnachrichten und viele weitere Funktionen von Instant Messengern.
Die charakteristischen Töne von ICQ wurden auch nach dem Relaunch 2020 beibehalten, was dem Ganzen einen nostalgischen Touch gibt. Alle Nachrichten werden angeblich verschlüsselt, allerdings nur durch Scrambling. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es nur bei Sprach- und Videoanrufen. Nach Angaben der Betreiber werden weder Daten noch Chat-Inhalte an Dritte weitergegeben. Einzige Ausnahme sei ein entsprechender Gerichtsbeschluss.
Im Unterschied zu WhatsApp bietet ICQ eine automatische Transkriptionsfunktion für Sprachnachrichten und andere Audios. Für Videoanrufe stehen Ihnen zahlreiche Filter zur Verfügung. An Videokonferenzen können bis zu 50 Personen teilnehmen, nur als Zuhörer wie bei Webinaren sogar bis zu 500 Personen (bei WhatsApp nur acht).
Gruppen-Chats haben bei ICQ eine Obergrenze von 25.000 Teilnehmern (bei WhatsApp nur 256). Der alternative Messenger enthält eine große Palette von beliebten Emojis und Stickern. Dateien können Sie mit ICQ ohne Kompression in Originalqualität versenden, sie dürfen bis zu 4 GB groß sein (bei WhatsApp 16 MB für Videos und 100 MB für andere Dateien).
ICQ ist plattformübergreifend und so gibt es auch Desktop-Versionen für Mac, hier ICQ für Windows. Eine weitere besondere Funktion ist der Button "Interessant", über den Sie öffentliche Chats und Kanäle wie in Telegram finden können. ICQ bietet also in einigen Bereichen mehr als WhatsApp, gibt Daten nicht weiter, bietet aber keine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Der Eigentümer von ICQ New, die Mail.ru Group versichert, dass ein verschlüsselter TLS-Kanal für die Datenübertragung genutzt wird und alle Anrufe verschlüsselt werden und direkt erfolgen, also ohne Umweg über einen Server.
In den Datenschutzbestimmungen von ICQ (EU) heißt es, dass sich ICQ das Recht vorbehält, "Nutzerdaten zu sammeln, zu speichern, zu organisieren, zu vergleichen, zu nutzen und zu ergänzen." Daten werden außerdem an Werbepartner weitergegeben und von ihnen automatisch verarbeitet.
Der Zugriff auf personenbezogene Daten der Nutzer erfolgt nur, wenn ihn Justiz- oder Ordnungsbehörden anordnen oder dies für gerichtliche Verfahren notwendig ist. "Wir löschen keine persönlichen Informationen, wenn Sie für eine Ermittlung oder eine Klage relevant sind."
Weitere WhatsApp-Alternativen finden Sie hier.
Foto: © LLC .Mail.ru.