Apple-Revolution: Bald App-Stores von Drittanbietern auf iOS und iPadOS

Große Neuigkeiten in der mobilen Welt: Bis 2024 muss Apple seine mobilen Betriebssysteme iOS und iPadOS für Drittanbieter-Stores öffnen. Die neue europäische Verordnung über digitale Marktplätze beendet das 14 Jahre währende Monopol des offiziellen App Stores und damit die totale Kontrolle von Apple über die Software auf seinen iOS- und iPadOS-Geräten.

So funktioniert der App Store von Apple

Drittanbieter, die Apps für iOS und iPadOS entwickeln, müssen bisher hohe Sicherheitsanforderungen und viele Bedingungen erfüllen, um ihre Software im einzigen App Store von Apple anbieten zu können. Zunächst müssen sie Apple umfangreiche Daten über sich selbst geben und nachweisen, dass ihre App sicher ist, so dass sich die Nutzer keine Viren damit herunterladen. Apple kann Apps jederzeit ohne Angabe von Gründen ablehnen. Außerdem müssen die Entwickler zustimmen, eine Provision von 30 Prozent bei jedem Verkauf der App an Apple zu zahlen. Wer versucht, die Zahlung an Apple zu umgehen, wird sofort aus dem App Store ausgeschlossen.

Diese Regeln scheinen sehr strikt, aber das Unternehmen aus Cupertino ist nicht das einzige, das sie in die Praxis umsetzt. Google verfolgt mit seinem Play Store für Android im Prinzip die gleichen Richtlinien, auch wenn es manchmal toleranter ist in puncto Sicherheit.

Allerdings sind Android-Entwickler nicht auf den Play Store angewiesen, sondern können ihre App auch bei einem alternativen Store einreichen, wenn ihnen die Bedingungen von Google nicht gefallen. Unter den alternativen Stores befinden sich Aptoide, 1Mobile Market, ACMarket und auch der Amazon App Store. App-Entwickler für iOS und iPadOS hatten diese Ausweichmöglichkeit bisher nicht, höchstens für Nutzer, die das Risiko eines Jailbreaks auf sich nehmen wollten. Ein alternativer App-Store für gejailbreakte iPhones und iPads ist zum Beispiel TutuApp.

Die Monopolstellung von Apple wird sich jedoch bis spätestens 2024 ändern, zumindest in Europa. 2022 wurde nämlich von der EU die neue europäische Verordnung über digitale Marktplätze (Digital Markets Act, DMA) beschlossen, nach der multinationale Unternehmen ihre digitalen Dienste und Plattformen für Drittanbieter öffnen müssen. Dazu gehört auch die Verpflichtung, alternative App-Stores zu erlauben. Das heißt Apple wird sein iOS- und iPadOS-System auch für Stores von Drittanbietern öffnen müssen. Das ist eine echte Revolution, sowohl für die Nutzer als auch für die App-Entwickler.

Alternative App-Stores: das Ende der Sicherheit für iOS?

Wenn man eine App auf einem iPhone oder iPad installieren will, ist der App Store bis heute Pflicht. Apple will alles kontrollieren und kann dies dank seines geschlossenen Ökosystems auch problemlos tun. Mit der Öffnung von iOS und iPadOS für App-Stores von Drittanbietern ist für Apple nicht nur ein Bruch mit diesem System, sondern erfordert auch umfangreiche Anpassungen. Sideloading, also das Herunterladen von Apps außerhalb des Apple App Stores, kann außerdem zur Installation von Apps führen, die weit weniger sicher und zuverlässig sind als die im offiziellen Store, ganz zu schweigen von der missbräuchlichen Erfassung persönlicher Daten, die auf diesem Weg erfolgen kann.

Um dies zu vermeiden, könnte Apple nach Angaben des gut informierten Journalisten Mark Gurman von Bloomberg "bestimmte Sicherheitsanforderungen stellen, auch wenn die Software außerhalb des Apple Store vertrieben wird. Diese Anwendungen können auch noch von Apple verifiziert werden, ein Prozess, der Kosten verursachen könnte."

Ende des App-Store-Monopols: Beginn einer neuen Ära

Die Öffnung von iOS und iPadOS für konkurrierende App-Stores wird auch direkte wirtschaftliche Folgen haben, insbesondere für Software-Hersteller. Eine App im App Store von Apple zu betreiben, bedeutet ja, dass eine Provision von 30 Prozent des App-Preises anfällt. Außerdem verwaltet Apple selbst die Verkäufe im Store. Ein Entwickler oder Herausgeber kann also bisher keine direkte Zahlungsmethode in seine App aufnehmen.

Einer der wichtigsten Punkte des europäischen Rechts setzt genau hier an. Wenn die App in einem alternativen Store angeboten wird, kann der Herausgeber In-App-Käufe anbieten, also direkt aus der App heraus, ohne den Umweg über Apple gehen zu müssen. Das wird Epic Games (Herausgeber von Fortnite) freuen, das sich seit 2020 mit Apple über seine Politik der Zahlungsabwicklung vor Gericht streitet.

Das neue EU-Verordnung über digitale Marktplätze wird Apple daher einen Teil der Einnahmen entziehen, die normalerweise über den App Store in seine Kasse fließen. Mark Gurman von Bloomberg meint jedoch, dass "Apple in der Lage sein sollte, die finanziellen Auswirkungen aufzufangen. Auf den App Store entfallen sechs Prozent der Gesamteinnahmen, und der Beitrag Europas zu dieser Zahl dürfte weniger als zwei Prozent betragen."

Außerdem bedeutet die Einführung von App-Stores von Drittanbietern auf iOS und iPadOS keineswegs, dass Apple-Nutzer den offiziellen App Store aufgeben. Obwohl es schon seit Jahren alternative Stores für Android gibt, wird Google Play von den Nutzern immer noch am häufigsten verwendet. App-Stores oder Websites zum Herunterladen von APK-Dateien sind den meisten Nutzern (abgesehen von Geeks) immer noch unbekannt. Die Öffnung ermöglicht jedoch auch auf iPhones den Zugriff auf bisher verbotene Apps, aber auch auf Spiele (zum Beispiel das bereits erwähnte Fortnite) sowie auf mehr Audio- und Videoinhalte.

Öffnung von iOS und iPadOS: Zugriff auf Apple-Hardware-Komponenten

Tiefgreifende Änderungen dürften sich auch für den Zugriff von Drittanbieter-Apps auf bestimmte Hardware-Komponenten von Apples Mobilgeräten ergeben, etwa die Kamera oder das NFC-Modul. Letzteres wird zum Beispiel nur von Apple für Apple Wallet oder Apple Pay zum kontaktlosen Bezahlen verwendet. Die EU sah darin schon lange einen Verstoß gegen die europäischen Wettbewerbsregeln und eröffnete im Juni 2022 ein Kartellverfahren gegen den Konzern.

Apple arbeitet nun angeblich von sich aus daran, Zahlungsanwendungen von Drittanbietern dieselben Berechtigungen für das kontaktlose Bezahlen zu ermöglichen, solange alle Sicherheitsbedingungen erfüllt sind. Die Änderungen werden wahrscheinlich mit der Veröffentlichung von iOS 17 erfolgen, die für die zweite Hälfte des Jahres 2023 geplant ist. Spätestens muss Apple die Anforderungen der EU Anfang 2024 erfüllen. Die Frist für die Umsetzung endet genau am 6. März.

Foto: © Unsplash.

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