Alle eigenen Daten aus dem Internet löschen

Sicher haben Sie auch schon mal daran gedacht, wie es wäre, wenn Sie Ihre Privatsphäre völlig wiederherstellen könnten, indem Sie im Internet und in sozialen Netzwerken völlig unauffindbar wären. Sicher wollen nur wenige zu Lebzeiten so weit gehen, komplett aus der digitalen Welt zu verschwinden. Wenn Sie aber so mutig sind, zeigen wir Ihnen hier, wie Sie jede Spur von sich im Internet löschen können.

Auswirkungen der Löschung aus dem Internet

Seien Sie gewarnt, dass eine komplette Löschung aus dem Internet weitreichende Konsequenzen hat. So könnte es zum Beispiel Ihrer beruflichen Karriere schaden, wenn Sie alle Einträge von sich löschen. Ohne eine E-Mail-Adresse mit Ihrem realen Namen können Sie sich bei vielen Diensten nicht anmelden. Und wenn Sie alle Ihre angelegten Profile und Konten schließen, sind die gespeicherten Informationen für immer verloren. Falls Sie also Inhalte, Bilder, Dokumente und Kontakte behalten wollen, legen Sie vorher eine Sicherheitskopie an.

Wie kann man ohne digitale Spuren aus dem Netz verschwinden?

1. Alle Konten in sozialen Netzwerken sowie anderen Online-Plattformen und -Diensten löschen

Der erste Schritt, um im Internet nicht mehr auffindbar zu sein, ist es, alle seine Profile, die Sie jemals angelegt haben, dauerhaft zu löschen. Dazu gehören natürlich vor allem Ihre Konten in Facebook, Twitter, Instagram und LinkedIn.

Das ist aber längst nicht alles. Sicher haben Sie sich im Laufe der Jahre auf vielen Webseiten angemeldet und Daten hinterlassen, ohne sich daran zu erinnern. Denken Sie zum Beispiel auch an ältere oder weniger bekannte Plattformen wie MySpace und Tumblr.

Es gibt Webseiten, die Ihnen dabei helfen, Konten von sich aufzuspüren und zu löschen, indem sie Sie direkt an die entsprechende URL zum Schließen des Kontos weiterleiten. Zwei Beispiele sind Account Killer und Deseat (Zugang mit Gmail oder Outlook-Konto).

2. Alle E-Mail-Adressen löschen

Entfernen Sie im zweiten Schritt alle E-Mail-Adressen, die Sie jemals angelegt haben, darunter Yahoo, Hotmail, Gmail, eventuell E-Mail Ihrer Universität und andere. Im Fall von Gmail vergessen Sie nicht, auch alle verknüpften Dienste zu löschen (Drive, YouTube usw.). Klicken Sie dazu auf Ihr Profilfoto oben rechts und gehen Sie zu Mein Google-Konto verwalten. Unter Daten & Personalisierung finden Sie im Bereich Daten, Dienste und Konto verwalten die Option Dienst oder Konto löschen. Wählen Sie dort Mein Konto löschen.

Möglicherweise lassen sich nicht alle Ihre Konten löschen. In so einem Fall empfehlen wir Ihnen, die enthaltenen persönlichen Daten, wie Name und Vorname sowie Geburtstag und Geburtsort, durch falsche zu ersetzen.

3. Name und Daten aus Suchmaschinen entfernen

Dieser Schritt ist der komplizierteste. Nach vielen Jahren Internetnutzung tauchen Ihr Name oder Ihre Identität vermutlich in vielen verschiedenen Einträgen auf. Geben Sie zunächst Ihren Namen in den bekannten Suchmaschinen wie Google, Yahoo und Bing ein, danach auch Ihre Spitznamen, Benutzernamen und Ausweisnummern.

Sicher finden Sie über die Suchmaschinen Einträge mit Daten von Ihnen selbst, einschließlich Fotos, Texte, Angaben zu Beruf und Ausbildung. Um diese Einträge zu löschen, kopieren Sie die URLs und schreiben Sie jeweils die Webseitenbetreiber an mit der Bitte, Ihre Daten zu entfernen. Diese Aufgabe ist mühsam, aber die Inhaber sind meist bereit, Ihrer Bitte nachzukommen. Falls Sie Hilfe brauchen, nutzen Sie die speziellen Webseiten Personensuche oder Yasni.

Recht auf Vergessen

Das Recht auf Vergessen, offiziell auf Vergessenwerden, im Internet, sollte ursprünglich in die Europäische Datenschutz-Grundverordnung DGSVO aufgenommen werden, fand dann aber nur als Recht auf Löschung Eingang in den Gesetzestext. Dahinter steckt die Idee, dass elektronisch gespeicherte Daten über Personen nicht zeitlich unbegrenzt zur Verfügung gestellt werden sollten. Statt eines automatischen Verfallsdatums für die Speicherung kann nun immerhin der User die Löschung seiner Daten verlangen.

So muss zum Beispiel Google dann Links mit personenbezogenen Daten dauerhaft löschen, falls dies nicht dem Recht der Öffentlichkeit auf Zugang zu Informationen widerspricht. Suchmaschinen werden dabei als Datenverarbeiter eingestuft, die die gespeicherten Informationen nicht nur vermitteln, sondern auch zum Teil verantworten. Presseverlage sind von dieser Regelung ausgenommen. Aus digitalen Zeitungsarchiven können Sie Ihren Namen daher nicht löschen lassen.

Als EU-Bürger können Sie die Entfernung personenbezogener Daten bei Google über dieses Webformular beantragen. Um allgemein Inhalte aus rechtlichen Gründen von Google entfernen zu lassen, klicken Sie hier.

4. Weitere Fundstellen im Internet löschen

Wenn Sie Texte oder andere Inhalte als Autor veröffentlicht haben, werden diese weiterhin im Internet auffindbar sein. In diesem Fall müssen Sie die Medien, Blogs oder andere Publisher anschreiben, damit Ihr Name entfernt wird. Vor allem, wenn Sie darum bitten, nur Ihren Namen, aber nicht den gesamten Inhalt zu löschen, sollten das ohne Probleme gewährt werden.

Vergessen Sie nicht, auch Internetforen, an denen Sie sich beteiligt haben, nach Ihrem Namen bzw. Benutzernamen zu durchsuchen, um Ihre Einträge zu löschen. Auch wenn Sie nur ein Pseudonym benutzt haben, ist es sonst möglich, darüber Ihre E-Mail-Adresse und Ihren realen Namen herauszufinden.

Wie Sie sehen, kann es dauern, bis alle Ihre personenbezogenen Daten aus dem Internet gelöscht sind. Deshalb gibt es zahlreiche Agenturen, die Ihnen gegen Bezahlung genau diese Arbeit abnehmen, zum Beispiel Dein guter Ruf, Reputation-Defender oder YourReputation24. Die meisten dieser Agenturen versprechen Ergebnisse mit Geld-zurück-Garantie.

Im Internet unsichtbar bleiben

Wenn Sie alles bis hierhin durchgeführt haben, haben Sie sich erfolgreich aus dem Internet gelöscht. Da Sie das Netz aber sicher weiterhin nutzen und digital kommunizieren wollen, müssen Sie nun darauf achten, auch unsichtbar zu bleiben. Wenden Sie dazu die folgenden Tricks an:

Richten Sie sich eine E-Mail-Adresse bei einem verschlüsselten und sicheren Dienst ein. Verwenden Sie einen falschen Namen, denn wenn Sie E-Mails mit Personen austauschen, die bei einem "normalen" Dienst angemeldet sind, wären Ihre realen Daten sonst wieder einsehbar.

Verwenden Sie VPN (Virtual Private Network), wenn Sie im Internet surfen, sowie den Inkognito-Modus, damit Ihre Aktivitäten im Netz nicht verfolgt werden. Löschen Sie zudem so oft wie möglich Ihren Browserverlauf.

Veröffentlichen Sie Inhalte im Internet unter Pseudonym.

Melden Sie sich auf auf nicht offiziellen Webseiten nicht mit Ihrem realen Namen an.

Foto: © Unsplash.

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