Hört Ihr Smartphone Ihre Gespräche ab?

Kurze Antwort auf den Titel: Ja. Vielleicht haben Sie ja schon einmal ein Gespräch über ein bestimmtes Thema geführt und dann "zufällig" eine Werbung zu genau diesem Thema auf Ihrem Smartphone erhalten. Ist das wirklich Zufall oder nur gruselig? Ihr Smartphone hört tatsächlich Ihre Anrufe ab, vor allem dann, wenn Sie die Standardeinstellungen nie geändert haben. Das im Handy eingebaute Mikrofon zeichnet häufig Gespräche auf und speichert die Audio-Datei auf Servern, von wo aus sie dann für Marketing-Zwecke verwendet werden. Hier erfahren Sie, was Sie dagegen tun können.

Ist das Abhören von Gesprächen über Smartphones überhaupt erlaubt? Unglaublich, aber ja, das ist legal. Die Erlaubnis dazu erteilen die Nutzer meist durch Akzeptieren der Nutzungsbedingungen beim Dowload von Apps auf Ihr Handy. Im Kleingedruckten dieser Bedingungen steht, dass Audioaufnahmen zu Werbezwecken genutzt werden dürfen. Damit können Technologie-Unternehmen in Ihre Privatsphäre eindringen und sie mit auf Ihre Interessen abgestimmten Anzeigen bombardieren.

Nach anderen Quellen zeichnen Apps wie Facebook und Instagram nicht grundsätzlich Gespräche auf und verwenden diese für Werbung, sondern starten die Audioaufnahme nur bei bestimmten Auslösern, wenn der Nutzer etwa sagt "Hey Siri" oder "Okay Google". Allerdings könnten es tausende solcher Auslöser geben und niemand weiß wirklich, welche das sind. Lauf Experten für Cyber-Sicherheit werden Audioaufnahmen verschlüsselt von der App übermittelt, so dass kaum festzustellen ist, welche Wörter genau die Aufnahme ausgelöst haben.

Audioaufnahmen vom Handy verhindern

Die größte Sicherheitslücke für mögliche Audioaufnahmen von Ihrem Smartphone, ist ein permanent eingeschalteter Sprachassistent. Google hat offen zugegeben, dass Fragen und Antworten aufgenommen und die Transkripte gespeichert werden, wenn Nutzer den Sprachbefehl "Okay Google" aktivieren. Sie sollten deshalb den Google Assistant auf Android-Geräten und Siri auf iPhones ausschalten, wenn Sie die Assistenten nicht brauchen.

Auf Android-Smartphones:
Um den Google Assistant zu deaktiveren, müssen Sie ihn zuerst aufrufen. Sagen Sie dazu "Okay Google" oder "Hey Google" oder tippen Sie einen Moment lang auf den Home-Button, dann auf die Google-Schaltfläche, die am unteren Rand erscheint, und wischen Sie dann nach oben. Wenn Ihnen Aktivieren angezeigt wird, ist der Assistant noch nicht aktiviert und Sie brauchen nichts weiter zu tun. Wenn sich der Assistant öffnet, tippen Sie oben rechts auf das Profilbild Ihres Google-Kontos. Scrollen Sie dann herunter zum Punkt Allgemein und bewegen Sie den Schieberegler bei Google Assistant nach links, um ihn zu deaktivieren.

Auf iPhones:
Gehen Sie zu Einstellungen > Siri & Suchen. Deaktivieren Sie nun über die Schieberegler die beiden Optionen Auf "Hey Siri" achten und Für Siri Seitentaste [oder Home-Taste] drücken.

Die Einstellungen des Sprachassistenten allein bieten allerdings keinen ausreichenden Schutz, da Apps wie Facebook Ausnahmen zulassen können. Sie sollten deshalb auch Ihre Mikrofon-Einstellungen anpassen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Sie die Erlaubnis zum Nutzen des Mikrofons für Facebook ausschalten. Tun Sie dies auch analog mit allen anderen Apps, die Ihr Mikrofon nutzen, um kein Risiko einzugehen.

Auf Android-Smartphones:
Gehen Sie zu Einstellungen > Apps > Erweitert > App-Berechtigungen > Mikrofon. Deaktivieren Sie nun das Mikrofon bei allen Apps, wo Sie es nicht verwenden möchten.

Auf iPhones:
Gehen Sie zu Einstellungen > Datenschutz > Mikrofon. Schieben Sie den Regler bei allen Apps, die das Mikrofon nicht verwenden sollen, auf Aus.

Hinweis: Die Deaktivierung des Mikrofons für Facebook beeinflusst bestimmte Funktionen wie Live-Videos, so dass sie es wieder aktivieren müssen, wenn Sie diese Funktionen nutzen wollen.

Andere Geräte können Sie auch ausspionieren

Nicht nur Ihr Smartphone mit seiner Kamera und seinem Audiorekorder ist als Informationsquelle über Ihre Vorlieben für Werbetreibende interessant, auch Smart TVs können von Hackern dazu verwendet werden, Sie per Bild und Ton auszuspionieren.

Wenn Sie sich erst kürzlich einen neuen Fernseher zugelegt haben, dann handelt es sich sicher um einen Smart TV, der nicht nur mit dem Internet verbunden ist, sondern auch über ein eingebautes Mikrofon und eine eingebaute Kamera verfügt. Diese dienen der Hands-free-Sprachsteuerung über den virtuellen Assistenten und der Gesichtserkennung, um die Programmempfehlungen an den Zuschauer anzupassen. Inzwischen können Sie über einen Smart TV sogar Videoanrufe mit Familie und Freunden durchführen. Aber welche Risiken birgt das für die Sicherheit?

Während Computer und Laptops durch immer bessere Sicherheitssysteme wie Anti-Malware-Programme weitgehend vor Cyber-Angriffen geschützt sind, stellen Smart TVs ein neues Schlupfloch für Hacker dar. Über Router und WLAN-Netze können Sie auf die Geräte zugreifen und Ihr TV-Programm beeinflussen, zum Beispiel indem auf unangemessene Inhalte und Kanäle umschalten, oder im schlimmsten Fall Ihren Fernseher - zum Beispiel im Schlafzimmer - für heimliche Aufnahmen und Stalking missbrauchen.

<bold>So können Sie sich schützen:

- Informieren Sie sich über Ihr TV-Modell und alle Funktionen, die es bietet. Überprüfen Sie den möglichen Zugriff auf das integrierte Mikrofon und - falls vorhanden - die Kamera sowie die Datenschutz- und Sicherheitseinstellungen.

- Behandeln Sie Ihr TV-Gerät in Bezug auf Sicherheit nicht anders als Ihren Laptop oder Ihr Smartphone. Passen Sie so viele Einstellungen wie möglich individuell an: Legen Sie eigene, schwer zu erratende Passwörter und PIN-Codes fest statt der Standardcodes und schalten Sie Mikrofon und Kamera so oft wie möglich aus.

Informieren Sie sich über die Datenschutzbestimmungen Ihres Streaming-Dienstes, den Sie abonniert haben, wie Netflix oder Disney+. Überprüfen Sie, welche Ihrer personenbezogenen Daten gesammelt werden dürfen und wofür diese genutzt werden.

Stellen Sie sicher, dass die Firmware für Ihren Smart TV auf dem neusten Stand ist und dass Sie wissen, welche System-Updates und Sicherheitskorrekturen damit verbunden sind.

Foto: © Unsplash.

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